
Heute möchte ich dich wieder einmal auf eine meiner Frankreich-Touren mitnehmen. Meine Intensionen sind dabei, dir einige wunderschöne Orte und Landschaften, viele – selbst für uns neue – Wohnmobilstellplätze (die meisten von Camping-car Park) aufzuzeigen, dich vor dem kalten, wahrscheinlich grauen Winter noch einmal durchs Lesen in sonnige Stimmung zu versetzen, dich auf diesem Wege an meinen wunderschönen Tagen – leider auch an einigen Missgeschicken – teilhaben zu lassen oder dir einfach nur einen interessanten Lesestoff zu bieten.
Erster Versuch mit kleinen Missgeschicken
Mitte September machten wir – mein Mann, unser „neuer“ Hund Anubis und ich – uns auf den Weg nach Frankreich. Wohin auch sonst!? Ein wirklich festes Ziel hatten wir nicht, grob angedacht waren der Périgord und der Atlantik, eventuell wollten wir auch „rüber“ nach Spanien. Zeitlich hatten wir an 5-6 Wochen gedacht. Doch: Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.
Bei eher bescheidenem Wetter daheim dachten wir daran, gleich bis Frankreich durchzustarten. Doch kurz hinterm Frankfurter Kreuz fing während der Fahrt unser Gaswarner an zu piepsen. Da wir zuvor in der Werkstatt waren und dort unsere Gasanlage kontrolliert, die Brenner am Herd ausgetauscht und der Backofen wegen Defekt „stillgelegt“ worden waren, kam mir das Ganze sehr merkwürdig vor. Also raus auf den nächsten Parkplatz, den Werkstattbesitzer unseres Vertrauens angerufen, der wirklich jederzeit für meine Probleme ein offenes Ohr hat, und auf seine Anweisungen hin gehandelt. Die Weiterfahrt gestaltete sich zunächst ruhig. Trotzdem beschlossen wir, doch lieber erst mal in Deutschland zu bleiben, falls sich die Alarmanlage noch einmal melden sollte.
Wir fuhren unseren allzeit favorisierten Stellplatz in Bad Dürkheim1 an, hatten jedoch nicht damit gerechnet, dass dieser fürs Übernachten gesperrt war. Ich sage nur: Wurstmarkt.
Bad-Dürkheim-Freunden brauche ich da nichts zu erklären:
Interessant:
Eines der bedeutendsten und größten Feste der Region. Allen anderen sei kurz gesagt: Der Dürkheimer Wurstmarkt ist ein seit 1417 abgehaltenes Volksfest, welches gegenwärtig jährlich am 2. und 3. Septemberwochenende stattfindet. Laut Info soll es mit mehr als 700.000 Besuchern sogar das größte Weinfest der Welt sein.
Also musste eine Alternative her. Die war schnell gefunden, denn Neustadt an der Weinstraße2 liegt mit einer Entfernung von rund 20 km relativ nah. Der Stellplatz an sich ist nicht unbedingt der Renner, aber man ist nahe an einer Möglichkeit, mit dem Hund spazieren zu gehen, was für uns stets sehr wichtig ist. Wer mag, findet in direkter Nachbarschaft sogar zwei Discounter, ein Lebensmittelgeschäft sowie einen wirklich guten Bäcker direkt auf der anderen Straßenseite. Vor allem aber ist der Ort an sich wunderschön.
Hier wollten wir also die erste Nacht verbringen und – hoffentlich – am nächsten Tag aufwachen (Falls der Gaswarner nicht doch Recht hat!) und weiterfahren. Nach einem Stadtbummel mit einer leckeren Pizza sowie netten Gesprächen mit benachbarten Wohnmobilisten gingen wir recht früh ins Bett.
Und siehe da: Wir hatten die Nacht überstanden! Als wir losfuhren, piepste nichts und wir waren glücklich. Aber kurz vor Landau fing das Ding wieder an, Alarm zu schlagen. Also wieder mit der Werkstatt telefoniert. Ferndiagnosen sind jedoch nicht unbedingt hundertprozentig. Was also tun? Heimfahren? In Frankreich eine Werkstatt aufsuchen und mein französisches Vokabular aufbessern? Mein Mann schlug vor, zurück nach Neustadt a. d. Weinstraße zu fahren, dort habe er nämlich am Stellplatz ein Plakat einer Wohnmobilwerkstatt gesehen. Gesagt, getan!
Dort angerufen, bekamen wir gesagt, dass wir direkt hinkommen sollten. Wir wurden sogar – als „Notfall“ betitelt – sofort drangenommen. Der gute Mann vor Ort fand trotz intensiver Suche nichts, kein ausströmendes Gas! Puh!!! Welche Erleichterung. Sein Vorschlag: Alarmgerät abklemmen, damit wir uns nicht die Nerven ruinieren und nach der Reiserückkehr in unsere Werkstatt fahren. Das wurde allseits akzeptiert.
Da wir nun unser „Missgeschick“ Nummer 2 gut überstanden hatten und die Zeit schon fortgeschritten war, beschlossen wir, bis Munster im Elsass3 zu fahren. Dort waren wir im Frühjahr schon einmal und ich war von den zahlreichen Störchen, die sogar direkt vor mir und dem Hund herumstolzierten, total begeistert. Der Stellplatz ist ortsnah, liegt jedoch direkt zwischen Bahnhof und einer Fabrik – was uns nicht weiter stört.
Munster liegt in den Vogesen, hat einige recht schöne Häuser und ist aufgrund der wirklich vielen, vielen Störche sowie dem – ziemlich stinkenden – leckeren fromage de munster, einem Rotschmierkäse, weit über die Grenzen bekannt.
Doch die Enttäuschung war groß: Kein einziger Storch war mehr zu sehen oder zu hören, nur lauter verlassene Storchennester. Zudem war das Wetter „durchwachsen“. Wir konnten dennoch einen Stadtrundgang bei Trockenheit unternehmen, nachts regnete es jedoch stark.
Also fuhren wir am nächsten Tag gleich nach dem Frühstück weiter. Da wir wegen eines zu ausgiebigen Frühstückes erst spät loskamen und uns wegen einer „Route barrée“ verfahren hatten sowie zusätzlich noch einkaufen und tanken wollten, kamen wir nicht so weit wie gedacht, denn Marathonfahrten machen wir schon lange nicht mehr. Unser Ziel ist stets, möglichst noch den Nachmittag an einem neuen Ort verbringen zu können. Außerdem ist dann auch noch mit freien Stellplätzen zu rechnen.
Und so lag unsere 3. Station im französischen Jura, wo uns der Stellplatz in Baume-les-Dames4 am Doubs mit 14° C – 15° C und Sonne empfing. Hier sind wir öfters, uns gefällt der Platz am Wasser mit seinen wenigen Booten vor und den Bergen hinter uns. Morgens kommt der Bäcker und sogar ein größerer Supermarkt ist fußläufig gut zu erreichen. Besonders erfreulich finden wir die Spazierwege, die man hier mit dem Hund (natürlich auch ohne) zurücklegen kann.
Leider passierte hier am Stellplatz „Missgeschick Nummer 3“: Wir wollten es uns in der Sonne vor unserem Wohnmobil so richtig gemütlich machen, holten daher die Stühle, den kleinen Beistelltisch, unsere Bücher sowie ein Gläschen Wein heraus, doch leider war der Stuhl meines Mannes nicht richtig platziert, sodass er beim Sich-Hinsetzen hinfiel. „Nichts passiert!“, lautete seine Aussage, als Nachbarn herbeikamen, um ihm aufzuhelfen, und ich ziemlich erschrocken danebenstand.
Am Sonntagmorgen ging es dann weiter, wir wollten endlich in wärmere Gefilde. Unser Ziel war wieder ein uns bekanntes: Villefranche-sur-Saône5, ein einstiger Campingplatz, jetzt ein CCP-Stellplatz. Der Platz liegt direkt am Fluss, neben einigen Seen, in einer zone commerciale und bietet viel, viel Stellfläche. Den Ort selber habe ich mir ehrlich gesagt noch nie angesehen, ich vertraue da den Aussagen mehrerer Wohnmobilisten, die ihn als „nicht sehenswert“ beschreiben.
Endlich hatten wir die 20-Grad-Marke erreicht. Also nichts wie wieder in die Sonne setzen und genießen. Und wir beschlossen, mal zwei Nächte zu bleiben. Unsere Aktionen waren: schöne Spaziergänge rund um den nahen See und das Wohnmobilleben in Frankreich genießen.
Doch das Glück währte nicht lange: Am zweiten Abend bekam mein Mann solche Schmerzen, dass er kaum noch laufen konnte und es nur mit äußerster Mühe schaffte, aufs Bett zu gelangen. An Schlaf war auch für mich kaum zu denken. Was tun? Zu einem französischen Arzt oder gar in ein französisches Krankenhaus wollte er auf keinen Fall (Ich weiß nicht, was der Blödsinn sollte!), aber so wollte ich nicht weiterfahren. Heiße Diskussionen: 450 km bis zu unserer Freundin im Périgord oder 740 km bis heim? Mein Mann wollte heim…
Und so endete der kürzeste Frankreich-Urlaub meines Lebens nach nur vier Tagen. Ich fuhr – diesmal die Autobahn nehmend – die komplette Strecke in neun Stunden mit drei Pipi-Pausen für Zwei- und Vierbeiner. Mein Mann saß mit Schmerztabletten gedopt auf dem Beifahrersitz. Am nächsten Morgen ging es dann auch gleich zum Arzt und zum Röntgen ins Krankenhaus: Glück im Unglück, nichts Schlimmes, aber Schmerzhaftes, „nur“ eine Rippenprellung…
Zweiter Versuch mit einem riesigen „Missgeschick“
Knapp zwei Wochen später und viele Schmerzen weniger starteten wir einen zweiten Anlauf. Um schneller voranzukommen, bestand mein Mann darauf, dieses Mal etwas Autobahn zu fahren. Na, wenn es denn sein muss.
Bei Sonne und Wolken, jedoch keinem Regen, waren wir lange unterwegs. In Sarralbe6 fuhr ich kurz von der Strecke ab, denn ich registrierte ein Wohnmobilpiktogramm. Gleich darauf kamen wir an einen kostenlosen (!), ja, das gibt es in Frankreich immer noch, Stellplatz ohne allem, aber mit der Möglichkeit, sich die Beine zu vertreten. Sarrable ist übrigens der Geburtsort des Chansonniers Marcel Adam, den ich persönlich vor vielen Jahren schon einmal persönlich kennenlernen durfte. Ein charmanter Mann mit wundervollen Chansons.
Über Nacht bleiben wollte mein Mann dann aber doch nicht. Also weiter!
Recht spät – so gegen 16 Uhr – kamen wir in Lunéville7 an. Mein Navi hatte mal wieder gesponnen, als es mich nach den eingegebenen Koordinaten zum Stellplatz führen sollte. Zum Glück aber war der Platz dank Camping-car Park (CCP) gut ausgeschildert. Hier ist es eng und mit meinen 7,50 m Länge musste ich rückwärts einparken, um das Heck über dem Stückchen Wiese hinausragen zu lassen. Aber wir hatten einen Eckplatz, was uns wenigstens auf einer Seite Fläche bescherte, was unser Hund denn auch gleich in Beschlag nahm.
Der Stellplatz liegt unmittelbar am wunderschönen Schlosspark mit dem imposanten Schloss aus dem 18. Jahrhundert. Der Wettergott blieb uns beim Stadtrundgang hold, doch leider regnete es in der Nacht kräftig und das schreckliche Nass von oben wollte auch am nächsten Morgen nicht aufhören. Also wieder weiter! Wer rastet, der rostet – vor allem bei dem Wetter!

Mein Mann – Planer unserer Reisen – bevorzugt seit Neuestem CCP-Stellplätze, und so suchte er jetzt und im Folgenden immer wieder welche aus, von denen wir die meisten noch nicht kannten. Und wir kennen viele! Auch der folgende Ortsname sagte mir nichts: Is-sur-Tille8 in der Region Bourgogne-Franche-Comté. Entfernungsmäßig waren wir dieses Mal unserem Prinzip untreu: Wir legten fast 200 km zurück. Aber wir wollten ins Trockene und Warme. Die letzten Kilometer dorthin führten uns durch die Pampa. Aber wir wurden mit einem wunderschön gelegenen Stellplatz (Vielleicht siehst du es anders!?) sowie später mit einem Regenbogen belohnt.
Als wir ankamen, war es trocken, aber warm geht anders… Am Platz standen nur zwei Wohnmobile, am Abend jedoch war alles belegt. Gleich mehrere Nationen standen hier zusammen, was ich immer wieder spannend finde. Nur ein deutscher „Klugscheißer“ nervte, der meinte, allen sagen zu müssen, was sie zu tun und zu lassen hätten. Da war er bei mir ja gerade an der richtigen Stelle!
Anubis fand unsere Ortsauswahl auch super: Viele Katzen auf dem Gassi-Gang. Die hat er zum Fressen gern! Der Platz liegt übrigens direkt an der Straße, aber nachts ist es ruhig. Die Entfernung in den Ort beträgt etwa mehr 1 km. Blieb die Frage offen: Sollen wir oder sollen wir nicht?
Gut ausgeschlafen starteten wir am nächsten Morgen durch. Endlich schien die Sonne! Da macht das Fahren doppelt so viel Spaß! Unser Ziel war ein etwas über 250 km entfernter ehemaliger Campingplatz, CCP-Stellplatz, in Toulon-sur-Arroux9. Ein Träumchen! Da hat sich das viele Fahren doch gelohnt.

Es ist warm, die Sonne scheint und wir sitzen mit Blick aufs Wasser vor unserem Wohnmobil. Die in die Jahre gekommenen Sanitäranlagen sind noch geöffnet, aber okay. Der Ort selber ist „schnuckelig“ (Ein anderes passendes Wort fällt mir gerade nicht ein.), allerdings um diese Jahreszeit „tot“. Wir trinken in einem Eck-Café eine Noisette und beobachten, wie die dicken Sattelschlepper und die landwirtschaftlichen Großfahrzeuge um die enge Kurve donnern. Die können fahren!
Schöne, ausgeschilderte Spazierwege gibt es von unserem Stellplatz aus auch. Beeindruckt hat uns der gigantische Boule-Platz nebenan: So viele Bahnen für solch einen kleinen Ort! Wow! Das ist Frankreich!
Warum auch immer, mein Mann wollte am nächsten Tag weiter. Doch vorher noch ein Erlebnis, das eher zu den „vermeidbaren Dummheiten im Leben“ gehört: Wir fuhren auf der N 79, einer gut ausgebauten Nationalstraße durch die Auvergne, die ich schon sooo oft gefahren bin. Nur eben die letzten zwei oder drei Jahre nicht mehr. Plötzlich tauchte vor mir auf einem blauen Schild das Wort „péage“ auf. Statt zu reagieren und die nächste Abfahrt zu nehmen, fuhr ich – wohl noch geschockt – weiter. Alles halb so schlimm, dachten wir, schließlich sind wir ja schon öfters Autobahn gefahren, dann zahlen wir eben ein paar Euro an der nächsten Mautstation. Denkste! Nix Mautstation, sondern flux libre. Was eine Aufregung: Ich und Technik, App herunterladen, online zahlen, alles auf Französisch…und dann funktionierte auch noch meine neue Kreditkarte nicht. Gut, dass man erwachsene Töchter hat, die man kontaktieren kann (Was sich im Laufe der Tour noch mehrfach als besonders hilfreich erweisen sollte!) und die ihrer Mutter helfen. Mein Mann ist nämlich bewusster „Handy-Legasteniker“ und diesbezüglich überhaupt keine Hilfe.
Zurück zur Strecke: Abermals werden wir unserem Vorsatz, nur kürzere Strecken zu fahren, untreu. Unser Ziel sollte der Stellplatz in Néris-les-Bains10, einem ca. 160 km entfernt liegenden Ort sein, den ich einst auf meiner Recherchetour für meinen Auvergne-Reiseführer besucht hatte. Wir haben gelesen, dass es dort einen neuen Stellplatz von CCP geben soll. Doch wir wurden enttäuscht: Der Platz lag weit ab vom Ort und direkt an der Straße, war nicht hundegeeignet und wohl auch nicht besonders beliebt, denn niemand stand drauf. Also noch einmal 100 km weiter über die N 145 nach Noth11 fahren. Noth? Noch nie gehört? Ich bis dato auch nicht!
Irgendwie haben wir es dann endlich in den wirklich kleinen Weiler Noth im Zentralmassiv geschafft. Der anvisierte Stellplatz liegt weit außerhalb. Okay! Dafür wurden wir hier positiv überrascht: Auch hier wieder ein einstiger Campingplatz, auch hier wieder ein Pass-Étapes-Platz vom Feinsten! Der Platz liegt idyllisch unter hohen Nadelbäumen, gegenüber dem Étang de la Grande Gazine, einem 54 Hektar großen See, der jedes Anglerherz zum Schmelzen bringt. Und so tummelten sich auch rundherum zahlreiche dieser Menschen und lauerten dem Erlebnis auf, einen riesigen Karpfen an den Haken zu bekommen. Der Ort Noth besteht aus ein paar Häusern, einer Kirche, zahlreichen weidenden Kühen sowie einer kleinen Bäckerei, zu der ich morgens mit meinem E-Scooter fuhr, um leckeres Baguette zu holen.
Endlich blieben wir mal wieder zwei Tage. Am zweiten Tag standen wir sogar ganz alleine im idyllischen Nadelwäldchen. Eidechsen huschten um uns herum und wir fanden leckere Pilze. Die Sonne schien und trotz nur 15° C war es vorm Wohnmobil bei Windstille sehr angenehm. Nachts kühlte es sich jedoch auf 5° C ab. War ja schließlich auch schon Oktober!
Nach so viel Idylle, Einsamkeit und Natur war uns jetzt wieder etwas mehr nach Leben und Kultur zumute. Also fuhren wir in die Charente, genauer gesagt nach La Rochefoucauld12. Der Stellplatz, direkt am Wasser, war leider wegen des starken Regens der letzten Tage ziemlich aufgeweicht. Aber er liegt zentral und hatte noch geöffnete, extrem saubere Sanitäranlagen.

Nach lediglich knapp fünf Minuten Fußmarsch standen wir vor dem atemberaubenden Panorama des Château de La Rochefoucauld. Nicht nur das, auch der Ort an sich ist einen Besuch wert. Leider wurden unsere Aktionen immer wieder von heftigen Regengüssen heimgesucht. Am Abend, als ich zum Schlossparkplatz vorging, um an einem Pizza-Wagen Pizza zu holen, weil ich zu faul zum Kochen war, überraschte mich zu allem Unglück noch ein starker Gewitterregen, und ich war binnen Minuten nass bis auf die Haut. Zum Glück war es nicht auch noch kalt.
Aufgrund des Wetters beschlossen wir auch jetzt wieder, weiterzufahren. Wenn es sein muss, so lange, bis es wärmer und sonniger wird!
Aber ich musste noch dringend tanken und wir benötigten noch einige Getränke und Lebensmittel. Kein Problem in einem Ort wie La Rochefoucauld, dachten wir. Aber man kann sich irren: Die erste angefahrene Tankstelle am nahegelegenen kleinen Supermarkt hatte kein gasole – also kein Diesel –, der große Supermarkt am Ortsausgang will uns nicht, denn er hat Höhenbalken installiert, unter die ich beim besten Willen nicht durchkomme. Also weiter. Ich schlug vor, in Villebois-Lavalette13 einzukaufen, dort kenne ich mich aus, da war ich schon öfters. Übrigens hat der Ort sogar noch einen Stellplatz, den ich dir nicht vorenthalten möchte, sowie ein château aus dem 12. Jahrhundert.
Vollbepackt mit leckeren Sachen wie frischen Crevettes, köstlichem Fisch, frischem Gemüse, gutem Wein sowie einem köstlichen Pineau – einem typischen Aperitif aus der Region, bestehend aus einem Gemisch von Traubenmost und Eau de vie de Cognac – machten wir uns auf, eine Freundin zu besuchen. Sie wohnt in einem ca. 15 km entfernten kleinen Weiler der Gemeinde Sainte-Croix-de-Mareuil, im Département Dordogne im Périgord. Dort wollten wir ihr unseren „neuen“ Hund vorstellen und bei leckerem Essen wieder ein wenig über viele schöne, gemeinsame Erlebnisse plaudern. Da wir unseren Hund – er kommt aus dem Tierschutz – noch nicht frei laufen lassen können, ist es schwierig, dort länger zu bleiben, denn unsere Freundin besitzt einen freilaufenden Border Collie. Hundekenner wissen, was es bedeutet, einen Hund an der Leine und einen anderen frei laufen zu lassen. Und das bei zwei Rüden! Also schlugen wir die Einladung ab, kostenlos weitere Tage auf der einstigen Schafweide mit unserem Wohnmobil zu stehen und die Idylle aber auch die gemeinsame Zeit zu genießen.
Unseren „privaten Stellplatz“ verrate ich dir natürlich nicht. Aber, wo sich das rund 4 km entfernt liegende Örtchen Sainte-Croix-de-Mareuil mit nicht einmal 200 Einwohnern befindet, das sage ich dir natürlich gerne.
Nur einen Stellplatz kann ich dir leider nicht nennen. Aber im näheren oder auch weiteren Umkreis gibt es etliche. Dazu gehört auch unser nächster, der ca. 25 km entfernt liegt.
Die Rede ist von Bourdeilles14 an der Dronne, etwa 20 km nordwestlich von Périgueux, der größten Stadt des Départements Dordogne. Rund um den kleinen, idyllischen Ort gibt es viele archäologische Fundstätten. Und wenn du vom Stellplatz aus über die Brücke und durch die kleinen Gässchen Richtung Burg/Schloss gehst, entdeckst du so mancherlei Schönes und historisch Interessantes.

Im Sommer ist Bourdeilles meist überlaufen, von Kanu- und Radfahrern sowie anderen Touristen, jetzt im Oktober gehört der Ort jedoch wieder den Einheimischen (und den Wohnmobilfahrern). Leider war auch die kleine Bar, in der wir immer so gerne gesessen haben, geschlossen. Aber egal! Weil es T-Shirt-Wetter (20° C!) war und der Stellplatz so schön viel Platz bietet, blieben wir zwei Tage. Doch danach rief uns das Meer…
Nachdem wir unterwegs noch zwei andere Stellplätze angefahren hatten, die – vor allem bei Dauerregen – nicht gerade „Hier!“ schrien, steuerten wir den Platz in Fouras-les-Bains16 an. Einer der verschmähten Stellplätze war der in Le Port-des-Barques15 am Golf von Biskaya, an der Mündung der Charente in den Atlantik. Diesen Stellplatz hatte ich nämlich ganz anders, viel schöner, in Erinnerung; vielleicht war das damals auch ein anderer, denn bei meinem letzten Besuch dort kannte ich CCP ja auch noch nicht. Und da zudem am Abend ein „wichtiges“ Fußballspiel im Fernsehen kam und wir auf dem Platz keinen Empfang hatten, „mussten“ wir uns eine Alternative suchen. Und die gab es in Form von Fouras-les-Bains. Aber auch Fouras empfing uns zunächst mit Regen, aber das sollte sich schnell ändern.
Leider war zu allem Unglück auch noch der Automat am Eingang kaputt, sodass wir gar nicht erst auf den Platz kamen. Also die angegebene Notrufnummer anrufen. Laaange Warteschleife… Endlich jemand am Apparat. Deutsch? Englisch? Französisch? Wir einigten uns auf Französisch. Ich bekam einen Code und die Schranke öffnete sich endlich.
Der Stellplatz liegt unmittelbar am Meer und des Nachts konnte ich das Rauschen der Wellen hören. Wunderschön!

Am nächsten Vormittag fuhr ich mit dem E-Scooter in den Ort. Dort gibt es jeden Tag einen überdachten Markt mit Lebensmitteln. Wunderbar! Ich kaufte frischen Fisch sowie leckeren Salat, Baguette etc. Anschließend machte ich noch einen Abstecher zum Fort de Fouras (Beginn des 14. Jahrhunderts), welches auch nach seinem Erbauer Vauban „Fort Vauban“ genannt wird.
Und weil es so schön war, sind wir alle zusammen am Nachmittag noch einmal zu Fuß in den Ort gegangen. Übrigens kannst du vom Stellplatz aus kilometerweit, immer am Meer entlang, spazieren gehen. Dabei kommst du auch an den zum Kulturerbe erklärten typischen Fischerhütten, les Carrelets, vorbei. Ein besonders schönes Fotomotiv.
Mir gefiel es auf dem Stellplatz und im Ort besonders gut, aber mein umtriebiger Mann wollte nach drei Tagen weiter. Wir einigten uns auf einen uns bekannten Platz, der ebenfalls bei unserem letzten Besuch noch kein Pass-Étapes-Platz war. Ob er sich sehr verändert hat? Antwort: Nein!
Wir fuhren nach Les Mathes-La Palmyre17, etwa 15 km von Royan entfernt. Der Stellplatz liegt nur wenige Meter vom Meer entfernt – rund 3-5 Minuten zu Fuß –, inmitten eines Pinienwäldchens und auf Asphalt (was bei Regen durchaus Sinn macht). Wir erwischten einen Eckplatz, der uns viel „Spielraum“ gab. Nur leider mag unser Hund den Nachbarhund gar nicht leiden, was ihn immer mal wieder zum Knurren veranlasste.

Das Wetter meinte es sehr gut mit uns: Sonne pur! Über 20° C! Was will man mehr!? Und so genossen wir zahlreiche ausgiebige Spaziergänge durch den Pinienwald, am Strand entlang, zum Hafen oder auch zum Leuchtturm. Am Sonntag war sogar Markt. Klein aber fein!
Am 4. Tag beschlossen wir beim Frühstück, weiterzufahren. Wir überlegten, diskutierten und kamen schließlich auf Mortagne-sur-Gironde18, knapp 50 km südöstlich, wo es einen Stellplatz (Keinen CCP-Platz!) am kleinen Hafen sowie die interessante Einsiedler-Felsenkirche Saint-Martial gibt.
Schweren Herzens verließen wir den wunderschön gelegenen Platz in Les Mathes-La Palmyre. Das hätten wir nicht tun sollen!!!
Kurz vorm Ziel gab es wegen einer route barrée (einer gesperrten Straße) eine déviation (Umleitung). Wir mussten über die D 139, die Route de Virollet bei Chenac-St-Seurin-d’Uzet, fahren. Nicht besonders breit, aber wir hatten schon schmälere Sträßchen bezwungen; und schließlich passen hier zwei Autos gut aneinander vorbei. Dennoch fuhr ich vorsichtshalber nur 30 km/h. Und da passierte es: Alles war wie in einem (falschen) Film: Ein schwarzes Motorrad mit einem Fahrer mit schwarzem Helm schoss aus der Kurve und fuhr uns frontal ins Wohnmobil…

Damit war unsere Reise beendet. Uns ist zum Glück – außer anschließenden Laufereien, Stress und vielen Kosten – nichts passiert. Doch dazu möchte ich hier nicht weiter ausholen. Ich möchte dir nur noch einen nahegelegenen Ort ans Herz legen, in dem wir eine Unterkunft fanden, denn schließlich hatten wir ja unser rollendes Heim verloren und es gab noch viel zu organisieren. Den Ort, den ich meine, kennen wir aus früheren Besuchen. Er heißt Talmont-sur-Gironde19 und besitzt einen Stellplatz, welcher zweckmäßig aber nicht besonders schön ist. Macht nichts, den Bilderbuchort am Mündungstrichter der Gironde mit seinen malerischen Häuschen, den zahlreichen Stockrosen, der imposanten Kirche Ste-Radegonde und dem Seemannsfriedhof muss man einfach gesehen haben.

Damit beende ich – unfreiwillig aber abrupt – meinen Reisebericht von meiner herbstlichen Frankreichtour. Ich wünsche dir allzeit eine gute, unfallfreie Fahrt. Ich hoffe, dass ich dir mit den hier vorgestellten Orten und Stellplätzen ein paar interessante, gute Tipps geben konnte.